Es war ein schöner, sonniger Tag, die Gebäude aus dunkelgrauem Kalkstein schimmerten in der Sonne. Ich war sehr neugierig darauf zu sehen, wo ich wohl im nächsten Jahr leben würde, ob dieser Ort wirklich so verrückt ist wie die Leute sagen, wer meine Nachbarn sind, was ich für diesen Ort tun könnte...
Ich wurde gebeten ein Projekt für die Hustadt zu entwickeln, eventuell für deren Hauptplatz – den Brunnenplatz. Um meiner künstlerischen Praxis zu folgen, mache ich üblicherweise eine ausführliche Recherche vor Ort, spreche mit den Menschen, die dort leben und versuchen sie in die Entwicklung des Projektes einzubeziehen. Man muss nicht erwähnen, dass die einzigen Experten, die einen Ort auch wirklich kennen, diejenigen sind, die dort wohnen...und die muss ich treffen, von ihnen etwas über den Ort erfahren. Natürlich gibt es Bücher und Google und Wikipedia; aber Geschichten, die mir Menschen, welche dort leben und arbeiten, erzählen sind nirgendwo niedergeschrieben. Ich liebe es, ihnen zuzuhören; ich liebe es mit ihnen über ihre persönliche Geschichte zu sprechen und über die Zukunft zu träumen.
Welche Zukunft hat ein Ort wie die Hustadt? Er wurde Ende der 60er Jahre für Bedienstete der Universität und der nahe gelegenen Opel-Werke errichtet; heutzutage ist die Bevölkerung sehr gemischt; viele Immigranten leben im Viertel. Die Menschen kommen aus allen Teilen der Welt, was die Hustadt viel großstädtischer macht, als die Stadt Bochum im Ganzen. In der Nachbarschaft werden 80 (?) verschiedene Sprachen gesprochen, viele verschiedene Kulturen, Lebensstile oder Lebensgewohnheiten werden jeden Tag, nah beieinander, gelebt.
Meiner erster Eindruck, als “Artist in Residency” in der Hustadt wohnend, war ganz anders als das, was die Leute erzählen. Es ist ein ruhiges, etwas langweiliges, vorstädtisches Viertel, wo alltäglich nicht viel Neues passiert. Jedenfalls war das mein erster Eindruck. Sobald ich aber begann die Menschen kennen zu lernen, die in der Hustadt leben und arbeiten, begann ich diesen Ort ganz anders zu sehen. Er wurde als ein moderner Vorort gebaut, aber sein Alltag ähnelt dem eines kleinen Dorfes. Die Leute kennen sich untereinander, unternehmen Dinge miteinander, sie treffen sich auf dem Hauptplatz (Brunnenplatz) um zu reden, Kürbiskerne zu essen und Kaffee zu trinken, den sie mitbringen. Sogar Klatsch und Tratsch kursiert wie in einem Dorf.
Während der Recherche organisierte ich einige Präsentationen und Workshops für die Bewohner der Hustadt. Sie fanden alle im Stadtumbaubüro statt, das auch zu meinem Arbeitsplatz wurde. Zuerst machte ich eine Präsentation über mich und meine Arbeit, welche den Leuten wahrscheinlich nicht bekannt ist. Später bat ich Teilnehmer der Workshops über ihre persönliche Geschichte, in Verbindung mit der Hustadt, zu sprechen. Ich versuche die Geschichte der Hustadt vielmehr über die persönlichen Geschichten der Menschen zu konstruieren, als über offizielle Dokumente und Schriften. Mein Deutsch ist nicht wirklich gut, daher versuche ich die Sprache, durch Gespräche mit den Menschen in der Hustadt, besser zu lernen. Daher mochte ich auch die Besuche im IFAK Café oder das Frühstück in der Hufelandschule, wo ich Frauen/Mütter aus der Hustadt treffen konnte, um mit ihnen über das alltägliche Leben in der Nachbarschaft zu diskutieren.
Im Februar 2009 präsentierte ich einen Community Pavillion der, als Ergebnis meiner Recherchen in der Hustadt, gebaut werden soll. Diese Idee ist tatsächlich aus verschiedenen Unterhaltungen, Erzählungen und Träumen der Menschen entstanden, denen ich in der Hustadt begegnet bin.
Der Community Pavillion soll ein Treffpunkt für jeden werden, unabhängig vom sozialen oder ethischen Hintergrund. Er sollte ein Ort für verschiedenste Aktivitäten sein, von der Sommer-Küche bis zum kleinen Nachbarschaftskino. Er sollte ein Ort sein für Informationen über die Hustadt, vielleicht sogar mit einer kleine Tausch-Bibliothek; ein Ort für alle Arten von Aktivität, geleitet von den Menschen, die in der Hustadt leben und arbeiten.
Im Moment arbeite ich mit einer Gruppe von Freiwilligen in der Hustadt, die den Pavillion in der Zukunft gerne aktivieren würden. Unsere Idee ist es, Aktivitäten während des Sommers auf dem Brunnenplatz zu testen und sogar ein Program für die Zeit anzubieten, in welcher der Platz eine Baustelle sein wird. Hoffentlich werden noch mehr Leute Interesse daran haben, mit guten Ideen und viel Energie mitzumachen, um die Hustadt zu einem besseren Ort zum Leben zu machen.
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EINLADUNG für alle von Ihnen, die in der Hustadt leben und arbeiten und bei unserem Aktivitäten-Programm mitmachen möchten:
Sie sind herzlich zu unseren Treffen im Stadtumbaubüro, Hustadtring 51, eingeladen! Jeder der daran interessiert ist mitzumachen, kann einfach vorbei kommen und seine Adresse hinterlassen, so dass wir Sie kontaktieren können!
Apolonija Šušteršič
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*Der Titel “Brunnenplatz 1” wurde von einem der Workshop-Teilnehmer (Andreas Galatas) gegeben, um eine Adresse an einen existierenden Ort zu vergeben, der auf der Karte platziert werden muss. Der Brunnenplatz ist ein zentraler Ort des Hustadt-Viertels, für den wir den Gemeinschaftpavillion vorschlagen.
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